1022 - Was geschah damals?

Nachdem bereits zwei deutsche Kaiser Wallfahrten auf den Mont Sant´ Angelo im Gargano-Gebirge unternommen hatten (Otto I. um 970 und Otto III. 999) besuchte auch Kaiser Heinrich II. die heilige Höhle auf dem Gargano, und zwar im Jahre 1022 während seines 3. Italienzuges. Vorher war er bereits auf dem Monte Cassino gewesen u.a. um das Grab des von ihm ebenfalls sehr verehrten hl. Benedikt zu besuchen.

Laut einer der ältesten Quellen über Heinrich II. , das sog. "Additamentum" hatte Heinrich darum gebeten allein in der Michaelskirche während der Nacht bleiben zu dürfen. Er wurde in dieser Nacht Zeuge einer Vision. Er sah Engel an der himmlischen Liturgie teilnehmen und es wurde ihm währenddessen das Evangelienbuch vom Erzengel Michael gebracht und zum Kuss gereicht. Der Kaiser fürchtete sich jedoch sehr.

"Als der Engel das merkte, berührte er ihn leicht am Oberschenkel um ihn aufzurichen und sprach: 'Fürchte dich nicht, Erwählter Gottes, steh schnell auf und empfange das Zeichen das himmlischen Friedens, der Dir geschenkt ist.' Sofort wurde sein Schenkel kraftlos, und er mußte von da an sein Leben lang hinken." 1)

Ob dies fromme Legende oder echte Begebenheit ist, kann nicht sicher gesagt werden. Wahrscheinlicher ist eher der umgekehrte Fall: Michael heilte Heinrich durch die Berührung. Als sicher gilt jedoch: Heinrich II. hinkte, eine Behinderung von Geburt an ist aber auszuschließen.

Der Grund der Wallfahrt Heinrichs II. zum Monte Gargano wird in seiner persönlichen Wertschätzung für den hl. Erzengel Michael und dessen Bedeutung als Schutzpatron des Reiches liegen. So kann mit Sicherheit gesagt werden, dass Heinrich II. vor allem sein Reich mit seinen Völkern dem Schutz Gottes und des hl. Erzengels Michael anvertraute.
1): Quelle: Kohlschein, Franz "Claudius Heinricus - Der hincket Keyser Heinrich" Kaiser Heinrich als Visionär im Michaelsheiligtum des Monte Gargano in Apulien. Erschienen in Bericht 138 (2002) des Historischen Vereines Bamberg, ISBN 3-87735-169-7